GOTT SCHENKT KRAFT FÜR JEDEN TAG
Interview mit unserer Katastrophenhelferin Heike über ihren Einsatz in der Ukraine

03. JANUAR 2023  |  UKRAINE

Unser Pool an deutschen Katastrophenhelfern wächst und wächst. Und wir könnten kaum dankbarer sein, dass sich immer wieder Menschen dafür begeistern lassen, in das Chaos von Katastrophen zu gehen und dort durch Professionalität und Barmherzigkeit das Licht von Jesus zu bringen. Eine davon ist Heike, deren erster Katastropheneinsatz mit Samaritan’s Purse sie im April 2022 direkt in die Ukraine geführt hat. Wir haben sie dazu interviewt.

Hallo Heike. Erzähl mal – woher kennst du Samaritan’s Purse eigentlich?

Ich habe Samaritan’s Purse durch meine damalige Gemeinde kennengelernt. Ich glaub es war im Oktober 2021, als sie einen Aufruf für das Helfen in der Weihnachtswerkstatt für „Weihnachten im Schuhkarton“ gemacht haben. Ich war positiv überrascht, wie professionell die Weihnachtswerkstatt organisiert war. Und es hat so viel Spaß gemacht, dass ich noch öfter gekommen bin. Ich habe mich dann intensiver mit der Organisation beschäftigt: Wer ist Samaritan’s Purse? Wer steckt dahinter? Ich hatte schon immer auf dem Herzen echte Groundwork zu machen, also direkt im Geschehen dabei zu sein, und dann hab ich über die Recherche der deutschen und amerikanischen Webseite das DART-Programm, also das Katastrophenprogramm, von euch gefunden.

Wenn du sagst ‚Groundwork‘ – was genau meinst du damit?

2008 war ich in Malawi und habe dort für eine Regierungsorganisation gearbeitet. Das war sehr prägend. Zunächst bin ich dann in der Berliner Wirtschaft gelandet. Aber die Leidenschaft Entwicklungszusammenarbeit blieb immer bestehen. Irgendwie hat es mich schon immer gereizt, einfach direkt vor Ort zu sein und dort mit Menschen für eine gute Sache zu arbeiten. Deshalb habe ich mich immer wieder umgeschaut, um eine Organisation zu finden, mit der ich wieder mal rausgehen kann und dies gut in mein Leben integrieren kann.

Spannend. Und warum hast du’s nicht früher gemacht?

Ich hab mich wirklich viel mit diesen Themen auseinandergesetzt. Mir ist zum Beispiel Effizienz total wichtig. Und ich frage mich: Wie werden Ressourcen verwendet? Wo erlebe ich Sinnhaftigkeit? Und als ich dann Samaritan’s Purse kennengelernt habe, hat mich die Professionalität unglaublich beeindruckt. Ich glaube, so etwas erlebt man selten, dass eine christliche Organisation so koordiniert und so effizient arbeitet. Bei meinem Einsatz in der Ukraine ging es immer darum, ziel- und lösungsorientiert zu arbeiten. Gleichzeitig war das Team unglaublich flexibel und hat sich ständig den neuen Gegebenheiten angepasst. Es hat mich auch wahnsinnig beeindruckt, wie viele begabte Leute für Samaritan’s Purse arbeiten. Und gleichzeitig, welches Gottvertrauen die Teamleiter hatten. Es war einfach immer die Einstellung:

‚Wir tun alles für Gott und er wird sich um das kümmern, was wir nicht können.‘ 

Heike Interview
Heike Interview
Heike Interview

Klingt richtig gut. Was waren denn deine Aufgaben?

Meine Aufgabe war es, die verschiedenen Stationen, die es in der Ukraine zu dem Zeitpunkt gab, mit Menschen zu versorgen. Ich war in Lwiw stationiert – dort sind alle DARTs angekommen. Darüber hinaus gab es drei weitere Standorte. Ich war dafür zuständig, dass alle an die richtigen Standorte kommen. Ich musste den Überblick behalten, dass alle einen Schlafplatz haben, dass sie transportiert werden und wo wir Positionen nachbesetzen müssen. Und dass am Ende ihrer Einsatzzeit auch alle wieder nach Lwiw kommen, um über Polen nach Hause zu fliegen. Tatsächlich fiel mir das nicht ganz so leicht – ich bin nicht gut in Admin oder mit Excel-Tabellen, aber ich wusste, dass es nicht darum geht, dass ich tue, was ich gerne mache, sondern was notwendig ist fürs ganze Team.

Heike Interview

Wir hatten ja mit Christian über seinen Einsatz gesprochen und wie stressig es teilweise war. Wie war es für dich?

Ich arbeite seit über zehn Jahren in Start-ups, deswegen bin ich stressige Situationen gewohnt und weiß, dass ich mich dann ganz besonders darauf verlassen muss, dass der Heilige Geist mich leitet. Aber ja, die ersten zwei Wochen war es stressig. Ich glaube, die besondere Herausforderung war für mich vor allem die Umgebung. Ich war die vier Wochen, die ich da war, hauptsächlich in der Tiefgarage, in der wir unsere Einsatzzentrale hatten. Wir haben da geschlafen und von dort gearbeitet. Dadurch waren wir natürlich sicher vor Angriffen, aber durch bin ich körperlich ziemlich an meine Grenzen gekommen. Aber genau dadurch hab ich Gottes Gnade auf einer ganz neuen Ebene gespürt. Und gerade weil ich so schwach war und es trotzdem alles geklappt hat, zeigt mir, dass Gott alles in der Hand hatte. Wir haben getan, was wir konnten. Und Gott hat den Rest übernommen.

Du meintest, eure Unterkunft in der Tiefgarage war sicher. Hattet ihr denn brenzlige Situationen?

Ja. Es gab während meiner Zeit vier Raketenangriffe direkt in oder in unmittelbarer Umgebung von Lwiw. Es waren surreale Momente und gleichzeitig hab ich gemerkt, mit welcher Professionalität Samaritan’s Purse diese Art von Arbeit tut. Sofort wurde ein Krisenstab gebildet, mit dem wir über die aktuelle Lage informiert und uns darum gekümmert haben, dass alle Mitarbeitenden in Sicherheit sind.

Heike Interview
Heike Interview

Hattest du denn selber Kontakt mit Menschen aus der Ukraine?

Ich hatte ein bisschen Kontakt mit Übersetzern und Fahrern. Aber hauptsächlich hab ich natürlich mit unseren Leuten gearbeitet. Vermutlich hofft jeder Katastrophenhelfer, dass man direkt vor Ort bei den Leuten ist. Wenn die Krisenseelsorger von Samaritan’s Purse und der BGEA (Billy Graham Evangelistic Association) dann manchmal von ihren Geschichten erzählt haben, dann haben wir uns gegenseitig daran erinnert, dass im Leib Christi alle wichtig sind – egal ob man mit Excel-Tabellen arbeitet oder eine trauernde Mutter tröstet. Der wunderbare Ryan King hat in der Zeit sein Lieblingsgebet mit mir geteilt, das ich dann immer wieder im Kopf hatte: mehr von Gott und weniger von mir.

Heike Interview

Und zum Abschluss noch: Welche Tipps hast du für andere, die überlegen, ob sie auch DART werden sollten?

Man sollte diese Arbeit wirklich auf dem Herzen haben. Katastrophenarbeit ist kein Abenteuerurlaub, sondern mit Opfern verbunden. Und deswegen ist es wichtig, dass man weiß, dass Gott einen dazu beruft. Und dass man auch weiß, dass man diese Arbeit nicht alleine machen kann, sondern Gott auf jeden Fall braucht, um da gut durchzukommen. Dann ist Englisch total wichtig, weil man den ganzen Tag nichts anderes spricht. Und Flexibilität. Als ich in die Ukraine gereist bin, wusste ich nicht wirklich, was meine Aufgaben sind. Und Dinge ändern sich auch ständig, deswegen ist es wichtig, dass man mit der Einstellung kommt: Ich komme, um zu dienen – egal, in welcher Aufgabe. Und zum Schluss würde ich noch sagen: Hab den Mut, ehrlich zu sein – zu anderen, zu dir selbst und zu Gott. Wir wollen alle stark sein und uns beweisen, aber Gott will uns zeigen, dass er uns nicht berufen hat, weil wir so toll sind, sondern weil er durch uns wirken möchte. Und wenn wir das zulassen, dann merken wir: Gott schenkt Kraft für jeden Tag.

Vielen Dank für diese wertvollen Einblicke.

 

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